Wenn Liebe gemacht wird
Kathi föhnte sich die Haare, Anne balancierte einen Plüschhund auf der nassen Badewanne und Anton ließ seine Lego-Figur das Regal hochklettern. Im Spiegel sah Kathi, wie seine Hand ein Handtuch griff. Durch einen kräftigen Zug rutschte das Handtuch herunter und riss dabei den oben im Regal liegenden Karton mit. Sie schubste Anton weg und hielt die andere Hand über Annes Kopf. Der Karton krachend auf den Boden.
Anton fing an zu weinen.
Der Plüschhund fiel in die Badewanne.
„Nichts passiert“, sagte sie, half Anton auf und kuschelte kurz darauf beide Kinder.
„Ist das kaputt?“, fragte Anne und zeigte auf den Karton.
„Geht jetzt!“ Sie fing an aufzuräumen.
Als sie ins Wohnzimmer kam stritten sich Anton und Anne um ein Malbuch.
Das Telefon klingelte.
„Ihr dürft jetzt Fernsehen“, rief sie den Kindern zu und nahm ab: „Hallo!“
„Hey Kathi! Ich wollte nur hören, wie es euch geht. Wir haben uns ja jetzt schon länger nicht gesehen.“
„Ach Bea, ja, geht so.“
„Geht so?“
„Naja. Die Kinder zanken sich oft. Ansonsten sind wir viel zuhause.“
„Und sonst?“
Die Kinder schauten friedlich fern.
„Hey! Du weißt, dass ich es weiß.“
Kathis Augen begannen zu tränen.
„Bleib damit nicht allein!“
Sie weinte.
Bea gab ihr Zeit.
„Er …“
Bea wartete.
„Er ist immer da.“
„Und weiter?“
Kathi hörte Schlüssel an der Wohnungstür.
„Was?“
„Ich muss Schluss machen“, schluchzte sie, legte auf, lief ins Badezimmer, schloss ab und sank auf den Toilettensitz.
„Ich bin wieder da“, hörte sie Peter aus dem Flur rufen.
„Ich bin auf Klo“, brüllte sie so laut es ging, damit die Angst keinen Raum im Klang ihrer Stimme finden konnte.
Er brachte die Einkäufe in die Küche, nahm sich ein Bier und scheuchte die Kinder vom Fernseher ins Kinderzimmer, um die nächste Folge seiner Zombie-Serie zu starten.
Sie trocknete sich das Gesich, dann atmete sie tief durch und ging in die Küche.
Kathi räumte gerade die Konservendosen in das unterste Regal, als Peter ihr einen Klaps auf den Arsch gab. Sie erschrak und ließ zwei Dosen Suppe fallen.
„Sei doch nicht so schreckhaft“, sagte er.
„Ich war nur in Gedanken.“
Er ging noch näher zu ihr und fing an ihre Pobacke zu kneten.
Sie hielt sich am Küchentisch fest.
„Ich hätte jetzt Lust mit Dir Liebe zu machen“, flüsterte er ihr ins Ohr.
„Aber die Kinder“, erwiderte sie. „Die kommen bestimmt gleich, weil sie Hunger haben.“
Er schaute zur Tür und begrabschte weiter ihren Po.
Sie versuchte erfolglos, sich aus seinen Fängen zu befreien und sagte leise: „Das geht jetzt nicht.“
Er ließ sie frei und holte sich ein weiteres Bier.
Sie trat einen Schritt zurück.
„Dann eben heute Abend“, sagte er beim Verlassen der Küche.
Kathi deckte den Tisch und rief die Kinder zum Essen.
Anton und Anne kamen mit Lego-Figur und Plüschhund angerannt. „Essen, ja“, riefen sie freudig.
„Peter, kommst du bitte auch!“
Er machte den Fernseher lauter und kam zum Tisch.
Die Kinder fassten sich mit ihr an den Händen und riefen laut: „Piep, piep, piep. Guten Appetit!“
Er schaute zum Fernseher.
Anton nahm sich eine Kartoffel, Anne sagte: „Ich mag keinen Brokkoli.“
„Ein Stückchen Brokkoli musst du aber essen.“
„Ich will aber nicht“, schmollte Anne.
„Ruhe! Ich versteh ja gar nichts.“
Kathi legte jedem Kind ein Stück Brokkoli auf den Teller.
Beide verzogen das Gesicht.
Im Fernsehen biss ein Zombie in einen Hals.
Anne teilte mit der Gabel eine Kartoffel. Dabei schubste sie ein Stück vom Tisch.
Kathi hob es auf und legte es zurück auf den Teller.
Anton schob seinen Brokkoli mit Soße auf den Tisch.
„Könnt ihr nicht aufpassen?“, sagte Peter laut.
Die Kinder stocherten lustlos im Essen herum und aßen kaum etwas.
Kathi holte ein Küchentuch und räumte das herumliegende Essen vom Tisch.
Er schob sich ein großes Stück Fleisch in den Mund.
„Wenn ihr keinen Hunger mehr habt, könnt euch bettfertig machen“, sagte sie und die Kinder verschwanden.
Er holte sich ein neues Bier und setzte sich wieder vor den Fernseher.
Kathi lag ein paar Minuten regungslos im Bett und wartete darauf, dass der Schmerz in der Vagina nachließ. Das Sperma an den Oberschenkeln fing an zu trocknen. Dann stand sie auf und zog ihr Nachthemd an.
„Wo gehst Du hin?“, grunzte Peter.
„Ich gehe nur ins Bad“, sagte sie und ging los.
„Ach übrigens …“
Sie blieb stehen, drehte sich aber nicht um. „Ja?“
„Wollte ich Dir vorhin schon sagen, ich bin vorerst weitere vier Wochen auf Kurzarbeit.“
„Doof“, sagte sie nur und lief mit tränenden Augen ins Bad.