Zurück aus Hamburg (2)
Bin bisher nur körperlich in Berlin angekommen. Gute Zeiten, die mich intensiv beeindruckten, ziehen eine Trauerphase nach sich. Der Zeitpunkt der Abreise war richtig gewählt und auch notwendig. Die innere Welt der Eindrücke und Gefühle wertet anders. Sie scheint sich nicht um äußere Zwänge zu kümmern. „Der Ort war gut, die Menschen liebevoll, Du hast Anteil an Problemen genommen, deren Träger nun ohne vorläufige Klärung und ohne Deine weitere Begleitung sind. Vieles wäre noch vor Ort möglich gewesen. So manche bedeutsame Feierlichkeit steht vor der Tür und Du bist 300 Kilometer entfernt. Und ob Dir die eine Kellnerin beim Abschied nur aus Höflichkeit zugezwinkert hat, wirst Du, da Dich mal wieder im ungünstigsten Augenblick die Schüchternheit überfiel, vielleicht nie erfahren“. Solche und ähnliche Klagen und Anklagen dringen in mein Bewusstsein. Ich bin wieder hier und weiß, es ist richtig, wieder hier zu sein, aber ich kann es noch nicht fühlen. Zumindest verweigert sich mir das Heute. Im Jetzt und Hier zu spüren, zu sehen, was ist und dran ist, gelingt mir nicht. Der Versuch, meine Sinne auf die Gegenwart zu konzentrieren, erzeugt eine Überbewegung zum Morgen, zu den unerledigten, mit Frist drohenden und ungeklärten Angelegenheiten der näheren und ferneren Zukunft. Heute ist nicht heute. Heute ist ein Untag, ein Tag der nur der Zeit nach stattfindet. Doch wäre der Tag heute kein trauriger Tag, wären wohl die vergangenen keine glücklichen Tage gewesen. Dann könnte mir auch nicht damit gedroht und mir vorgegaukelt werden, dass jetzt alles nur noch schlimm wird. Doch das ist wiederum versachlichte, wenn wohl auch richtige Kopfreaktion. Ich mühe mich heute nicht mehr. Die Seele ist noch auf der Autobahn. Somit ist das Heute noch gestern und nicht heute und damit das Morgen sich nicht weiter drohend einmischt, ist nun Aus- Zeit; Tee und Kekse und zuvor ein Gang in die Videothek, vielleicht hat dieser Tag noch etwas Gutes parat und vielleicht steht ja dann auch bald meine Seele vor der Tür.