Ernst Föhlich > Prolog

Prolog



Dies ist das Tagebuch des Ernst Fröhlich, dem Clown. Gedanken und Erlebtes eines Menschen, der den Wunsch hat, ein Mensch zu sein. Das klingt zunächst banal und überflüssig. Wieso wünscht sich jemand etwas zu sein, was er per Definition bereits ist? Einleuchtend wäre es, wenn hier eine Reihe von Attributen erwähnt würden, die sich mit dem Wort Mensch verknüpften, wie: er wünscht sich ein gerechter, schöner, reicher, anerkannter oder glücklicher Mensch zu sein. Doch dies wäre für ihn nicht der Sache gemäß. Gerade die Attributfärberei dieses großen Wortes hieße für ihn, dem, was mit dem Begriff „Mensch“ vielleicht gemeint sein könnte, gerade nicht gerecht zu werden. Attribute haften einem an wie schlechte oder gute Gewohnheiten. Sie sind austauschbar, ja sie können innerhalb kürzester Zeiteinheiten gegenteilig in Erscheinung treten. Der Sanfte wird brutal, der Lügner plötzlich ehrlich. Für Ernst Fröhlich ist der Terminus „Mensch“ kein Gattungsbegriff. „Mensch“ ist für ihn eine Identitätsbezeichnung. Hinter dem Begriff verbirgt sich ins Deutsche übertragen die Wesenseinheit. Identität ist jedem Menschen zutiefst zu eigen und doch eben in der Tiefe verborgen. Sie will gefunden werden und sich entfalten. Wo die Identität noch im Verborgenen ruht, äußert sie sich in der Vielheit ihrer Teile. Sie wirkt mit unverbunden, unversöhnt und getrieben, in Hoffnung auf ein Zuhause. Die Frage nach dem Ich in unentrinnbarer Spannung zum Du. Die Sehnsucht nach Antwort, in welcher der Frieden erhofft wird. Dieses Geschehen an sich selbst und in seinem Umfeld suchend, spiegeln seine Aufzeichnungen wider. Ich, sein alter Ego, durfte ihm dabei durchs Herz schauen.
a.E.


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